- österreichische Musik.
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Die Ausbildung einer spezifisch österreichischen Musik ist seit dem 17. Jahrhundert, etwa gleichzeitig mit dem Zurücktreten der früheren Reichsidee und dem Aufstieg Österreichs zur europäischen Großmacht, anzusetzen. Seit dieser Zeit bis in die jüngste Gegenwart ist für sie die Kraft zur organischen Verschmelzung charakteristisch, mit der Einflüsse aus Italien, dem deutschen Bereich oder anderen Ländern des ehemaligen Habsburgerreiches in eigener Weise verbunden werden. Wohl war in der Regierungszeit Leopolds I., der selbst als Komponist hervortrat, Wien eines der Zentren italienischer Musik, doch bildete sich, in enger Beziehung zu Venedig, ein eigener wienerischer Stil heraus, als dessen bedeutendste Vertreter in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts J. J. Fux und A. Caldara zu nennen sind. Neben ihnen als Repräsentanten der großen höfischen Formen (Oper, Oratorium, Messe) traten die jüngeren Vertreter der 1. Wiener Schule mit ihren dem galanten Stil zugehörigen Werken hervor. Damit und mit dem entscheidenden Einfluss Wiens auf die frühe Mannheimer Schule waren die wichtigsten Grundlagen für die Wiener Klassik gegeben, mit der sich der Schwerpunkt abendländischer Musik nach Österreich verlagerte. Für Vorklassik und Klassik in Österreich sind zum Teil volkstümliche Liedhaftigkeit und leichte Verständlichkeit kennzeichnend. Auf dieser Linie liegt der österreichische Beitrag zur Geschichte des Singspiels (Wiener »National-Singspiel«, ab 1778) und der auf ihm gründenden Operette, gleicherweise auch der Siegeszug des Wiener Walzers. In eigener Weise trug Österreich von F. Schubert bis zu G. Mahler zur Geschichte des Kunstliedes bei.Die Rolle Wiens als eines Zentrums musikalischen Schaffens bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts belegen die Namen von J. Brahms, A. Bruckner, H. Wolf und G. Mahler. Auch die Bindung von R. Strauss an Wien ist hier zu erwähnen. Entscheidenden Einfluss auf die Musik der Gegenwart gewann schließlich die 2. Wiener Schule mit A. Schönberg und seinem Schülerkreis (u. a. A. Berg, A. Webern, E. Wellesz) wie auch der eigenwillige J. M. Hauer. Mit dem zum Teil politisch begründeten Weggang bedeutender Komponisten aus Österreich (S. von Hausegger, F. Schreker, Schönberg, E. Krenek, Karl Weigl [* 1881, ✝ 1949], Wellesz) wurden traditionsgebundene Tendenzen wieder stärker (Franz Schmidt, J. Marx, F. Salmhofer, G. von Einem). Zwischen Neuromantik und Atonalität stand A. Zemlinsky. Der Zwölftontechnik bedienten sich H. E. Apostel und H. Jelinek. Die ältere Generation der avantgardistischen Musik ist durch Komponisten wie R. Haubenstock-Ramati, F. Cerha und G. Ligeti vertreten, neben die gegen Ende der 70er-Jahre u. a. mit K. Schwertsik und Otto M. Zykan (* 1935) eine jüngere, zum Teil Schülergeneration trat, die eine Abwendung von den immer komplizierter werdenden Techniken anstrebt. Dieter Kaufmann (* 1941) sucht die Beziehungen zwischen avantgardistischen und tradierten Stilformen herzustellen, Heinz Karl Gruber (* 1943) bezieht u. a. Elemente der U-Musik ein, Klaus Ager (* 1946) ist um eine Neuordnung des musikalischen Materials bemüht. Die nach 1950 geborene Generation ist u. a. durch Wilhelm Zobel (* 1950, ✝ 1991), Bruno Liberda (* 1953) und Thomas Pernes (* 1956) vertreten.E. Schenk: 950 Jahre Musik in Österreich (Wien 1946);R. F. Brauner: Österreichs neue Musik (ebd. 1948);E. Tittel: Österr. Kirchenmusik (ebd. 1961);Musikgesch. Österreichs, hg. v. R. Flotzinger u. a., 2 Bde. (Graz 1977-79);Österr. Komponisten der Gegenwart, hg. v. H. Goertz (Wien 1979);Musik in Österreich, hg. v. G. Kraus (Wien 1989);
Universal-Lexikon. 2012.